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Vom Reis’schen Sprechapparat zum Smartphone

1861 präsentierte Reis seinen Fernsprecher, der Bell zu seinem patentierten Telefon inspirierte. Von Festnetz zu Smartphones entwickelte sich das Telefon weiter und brachte teils störendes Nutzerverhalten mit sich.

Photo by Quino Al / Unsplash

Vor genau 163 Jahren, am 26. Oktober 1861, führte Johann Philipp Reis einen Prototyp seines Fernsprechers, den er Telephon nannte, erstmals öffentlich in Frankfurt vor. Leider fand er nicht die notwendige Unterstützung, so dass er seine Erfindung nicht entsprechend verwirklichen konnte, zumal er mit nur 40 Jahren an Tuberkulose verstarb.

Er hatte aber die Neugierde zahlreicher Wissenschaftler geweckt. So hatte Alexander Graham Bell schon 1862 in Edinburgh ein frühes Model des Reis‘schen Telefonapparates kennengelernt. Sein Vater versprach ihm und seinen Brüdern einen Preis, wenn sie die Sprechmaschine weiterentwickeln würden. Daraufhin experimentierte Bell mit einem neueren Fernsprechermodell des deutschen Erfinders und profitierte von dessen Grundlagenforschung. Damit gehören die Studien von Philipp Reis zu den zentralen Wegbereitern des ersten wirtschaftlich verwertbaren Fernsprechers. Graham Bell meldete im Gegensatz zu Reis seinen Fernsprecher zum Patent an. Fortan machte das Telefon einen ungeahnten Siegeszug.

Waren es zunächst nur wenige Personen eines Ortes, die über ein Telefon verfügten, sind heute Grundschüler schon im Besitz eines Smartphones. In meiner Kindheit gab es in meinem Heimatort Burgschwalbach nur wenige Fernsprecher. Wollten wir jemand anrufen, gingen wir zum Bürgermeister,

der zufällig neben uns wohnte oder zur Poststelle. Die Gespräche kosteten pro Minute einen bestimmten Betrag, wobei Gespräche mit der gleichen Vorwahl, sogenannte Ortsgespräche einen festen Preis hatten. Ferngespräche mussten beim Fernmeldeamt angemeldet werden, dann wurde man vom „Fräulein vom Amt“ mit der gewünschten Nummer verbunden. Von ihr konnte man auch erfahren, wie teuer das Gespräch war. Wer Glück hatte, wohnte in der Nähe einer Telefonzelle und konnte von dort aus seine Gespräche führen, vorausgesetzt, das Telefonbuch war im lesbaren Zustand und der Sprechautomat funktionierte.

Wir bekamen Ende der 60er Jahre ein Festnetztelefon mit Wählscheibe und in den folgenden zwei Jahrzehnten hatte fast jeder Haushalt einen Telefonanschluss, wobei man das Telefon mit Wählscheibe gegen ein bequemeres Telefon mit Tasten austauschen konnte.

Doch die technische Entwicklung schreitet voran. Das Tastentelefon wurde vom schnurlosen Fernsprecher abgelöst, bis schließlich Mitte der neunziger Jahre eine neue Erfindung auf den Markt kam, das Mobiltelefon, in Deutschland kurz Handy genannt.

Eine starke Konkurrenz für die Festanschlüsse, was allerdings zur Folge hat, dass es kaum noch einen Ort gibt, an dem es nicht bimmelt, piept und quasselt. In Bussen und Zügen, auf Straßen und Bahn- 2

steigen wird man oft mit peinlichen Details aus der Privatsphäre belästigt, zumal die Gespräche häufig wegen des Lärms mit entsprechender Lautstärke geführt werden. Was man da alles zu hören bekommt. Von belanglosen privaten Mitteilungen bis zu geschäftlichen Verabredungen muss man alles mit anhören, ob man will oder nicht. Datenschutz, der sonst so wichtig genommen wird, wird hier sträflich missachtet.

Dem Handy, mit dem man nur telefonieren konnte, folgte schließlich das Smartphone mit seinen schier unerschöpflichen Kommunikationsmöglichkeiten. Natürlich besitze ich auch ein Smartphone. Es ist eine wunderbare Erfindung, die in vielen Lebenslagen äußerst hilfreich sein kann.

Die Frage ist nur, ob man immer und überall seine Mitmenschen mit unnötigem Gebimmel und Gequassel belästigen muss, zumal man sich ihm in Bus und Bahn, selbst auf der Straße kaum entziehen kann. Plötzlich fühlt man sich von hinten angesprochen, wendet sich erschreckt um und schaut in den verklärten Blick eines Telefonierers. Ganz schlimm wird es, wenn Autofahrer mit dem Smartphone am Ohr durch die Straßen oder mit 180 km/h über die Autobahn brausen. Das macht mir Angst.

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